Theaterscouts im Kinder- und Jugendtheater
„Meine Puppe spricht – Wege zur Kommunikation“
Das theaterpädagogische Projekt zur Sprachförderung „Meine Puppe spricht – Wege zur Kommunikation“ zielte mit dem Medium Figurentheater auf die ursprüngliche Zuneigung des Kindes zur Puppe. Hierbei war der speziell entwickelte Theaterkoffer unser zentrales Arbeitsmittel. Schon in anderen Projekten unserer theaterpädagogischen Arbeit hat er sich als einmaliges didaktisches Spielmaterial bewährt. Er beinhaltet ein Baukastensystem verschiedener Figurenmodule. Durch einfaches Zusammensetzen der Variablen ergibt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, die eigene Theaterfigur zu gestalten und mit dieser die verschiedenen Bühnen des Koffers zu bespielen. Über das materialbezogene Spiel entsteht ein haptischer und emotionaler Zugang. In der Anwendung und dem Spiel mit dem Theaterkoffer wird die Sprache spielerisch gefördert und im Rollenspiel werden emotionale und kognitive Fähigkeiten erprobt.
Für die Kinder der beiden ausgewählten Kitas im Alter von 4 bis 6 Jahren ist der Zugang zu Kultur und Bildung erschwert. Sie kommen zum größten Teil aus sozial benachteiligten, bildungsfernen Elternhäusern und weisen einen hohen Förderbedarf in sprachlicher, emotionaler, kognitiver und feinmotorischer Entwicklung auf. Einige Kinder haben Migrationshintergrund, andere kommen aus asylsuchenden Familien oder sind polnischer Herkunft.
Bei unserem Langzeitprojekt kamen die Kinder oft zum ersten Mal in Kontakt mit theatralen Ansätzen. Den Weg ebneten wir mit Formen des darstellenden Spiels, bildkünstlerischen Aktionen und der begleitenden Arbeit mit Vertrauensfiguren, unseren Theatermäusen Tilla und Trixi. Mit ihnen konnten wir das Medium Puppe gezielt zur kindgerechten Sprachförderung einsetzen.
Im Projektzeitraum vom 1. August bis 8. Dezember 2016 haben wir an 13 Projekttagen in jeder Kita und an 4 gemeinsamen Begegnungstagen in der Bibliothek gearbeitet.
In den Projektabschnitten von jeweils 3 bis 4 aufeinanderfolgend en Tagen in jeder Kita war eine kompakte und intensive Arbeit mit den Kindern möglich.
An jedem Projekttag erhielten die Kinder vor und nach der Gruppenarbeit sprachpädagogische Begleitung mit zwei Handpuppen, unseren Theatermäusen Tilla und Trixi. Sie halfen uns als Vertrauensfiguren und Sprachmittler auch im Kita-Alltag. So entstanden eine enge Bindung und ein Vertrauensverhältnis zu uns als Projektleiterinnen, sowohl zu den Kindern als auch zu den Erzieherinnen.
Diese Form der Beziehungsarbeit bereitete uns den Boden für konzentrierte, langfristige und intensive Gruppenarbeit mit den in Aufmerksamkeit, Motorik und Sozialverhalten stark beeinträchtigten Kindern.
Feste Rituale prägten den Projektablauf. Ein gemeinsamer Spruch umrahmte zu Beginn und am Ende den Projekttag. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig aktiv sein wollten, verwendeten wir Abzählreime für die Auswahl der Spieler. Eine Theaterglocke rhythmisierte den Ablauf. Regelerwerb war zu Anfang des Projektes noch nicht selbstverständlich, musste erst geübt werden und machte schließlich im Projektverlauf zusammenhängendes Arbeiten möglich – zum Erstaunen mancher Erzieherinnen.
Beim 1. Begegnungstag in der Bibliothek wurden die Kinder zum Auftakt mit dem gemeinsamen Erlebnis eines Puppenspiels „Wo ist mein Ballon?“ mit Theater 7schuh und Anne Swoboda an das Medium „Puppe“ herangeführt.
Im 1. Projektabschnitt diente uns der Theaterkoffer als zentrales Arbeitsmittel. Die Kinder bauten ihre eigenen Puppen und anhand bekannter Märchen oder von den Kindern selbsterfundener Geschichten probierten sie das Spiel mit Steh-, Hand- und Stabfiguren. Beim Theaterspiel wurden die motorischen und sprachlichen Fähigkeiten geschult und sozialer Regelerwerb geübt.
Der 2. Begegnungstag stand unter dem Thema: „Wie aus Bildern Worte werden“. Die Kinder erkundeten die Bibliothek. In Kleingruppen wurden in vier Stationen Bücher, Reime, Wort- und Fingerspiele entdeckt. In aktiver Zusammenarbeit mit den Bibliothekarinnen fanden wir gemeinsam das Buch „Blöde Ziege – Dumme Gans“, das uns als roter Faden in der weiteren Projektarbeit diente.
Im 2. Projektabschnitt lasen wir den Kindern die Geschichte vor, sie lernten die Protagonisten kennen und wie sie mit Streit und Versöhnung umgehen. Die Buchgeschichte wurde von den Kindern auch bildnerisch umgesetzt, indem sie auf großen Papieren mit Farben malten, Farbpapiere herstellten, aus denen sie danach gemeinsam in Gruppen ein Mosaikbild aus Papierschnipseln klebten. Das großflächige Arbeiten mit Pinseln, das Reißen und das Collagieren eines thematischen Bildes förderten den Ausdruckswillen und die Ausdrucksfähigkeit der Kinder sowie den Gruppendialog und ihre motorischen Fähigkeiten. Im darstellenden Spiel wurden Situationen aus dem Buch in statischen Körperbildern und im bewegten Körperspiel der Tierdarstellungen im Raum umgesetzt.
Beim 3. Begegnungstag wechselten die Kinder mit Unterstützung zweier Bibliothekarinnen in Gruppen zwischen den Stationen: Basteln von Gänse- und Ziegenmasken, Stempeln der Fußspuren auf langen Papierbahnen und dem darstellenden Spiel von Begegnungsszenen zwischen Gans und Ziege aus der Geschichte.
Im 3. Projektabschnitt vertieften wir die Geschichte weiter im darstellenden und im Maskenspiel, diesmal mit Musik und in szenischen Abschnitten. Mit den Figurenmodulen des Theaterkoffers wurden Gänse- und Ziegenpuppen gebaut und mit diesen Szenen der Geschichte gespielt. Dabei kamen auch Requisiten zum Einsatz. Die spielerischen und sprachlichen Fähigkeiten sind bei einigen Kindern deutlich größer geworden. Viele Kinder, die sich zu Beginn aufgrund ihrer mangelnden Sprachfähigkeiten oder sozialen Kompetenz nicht in den Spielprozess einbringen konnten oder nicht trauten, wurden jetzt aktiv.
Am 4. Begegnungstag wurden die Spielansätze und Ergebnisse der verschiedenen Projektgruppen aus beiden Kitas zusammengeführt. Wieder im Stationenprinzip und unterstützt vom Bibliotheksteam, bewegten sich die Kinder zu Musik mit ihren Masken und spielten mit den Figuren aus dem Theaterkoffer Szenen aus der Geschichte. Miteinander spielen und gegenseitiges Zuschauen ließen die gewonnenen Fähigkeiten eines jedes einzelnes Kindes auf emotionaler, kognitiver, sozialer und letztendlich auch sprachlicher Ebene sichtbar werden. Einige Eltern, die diesmal ihre Kinder begleiteten, konnten anhand der bildkünstlerischen Arbeiten und einer Fotodokumentation über die zurückliegende Projektarbeit, die in den Räumen der Bibliothek gezeigt wurde, einen Eindruck gewinnen. Beim gemeinsamen Abschluss mit allen Kindern, Eltern, Erzieherinnen und Bündnispartnern waren natürlich auch die Theatermäuse Tilla und Trixi mit dabei.
Antragssteller:
Projekttitel:
„Meine Puppe spricht – Wege zur Kommunikation“
Förderer:
Kultur macht stark! Bündnisse für Bildung
Projektort:
Görlitz
Bündnispartner:
- DRK – Kreisverband Görlitz Stadt- und Land e.V.
- Stadtbibliothek Görlitz
- ASB Kita „Wirbelwind“
- DRK Kita „Lustiger Borstel“
Zielgruppe:
Kinder von 4 bis 6 Jahren
Projektformate:
Besuch
Zeitraum:
August – Dezember 2016
Projektausführende:
Anne Swoboda und Annekatrin Heyne